Reisebericht über einen Segeltörn rund um Bornholm auf der Khersones

vom 30.6.-5.7.2002

Eigentlich wollten wir ja auf der Sedov von Kiel nach Brest (Frankreich) segeln, jedoch machte uns der Werftaufenthalt einen Strich durch die Rechnung. Heino und Sabine von Tettenborn buchten uns dann auf Wunsch auf besagten Törn um (Vielen Dank den beiden für die formlosen Arrangements). Und so reisten wir nach Kiel und erlebten die Kieler Woche in einer ganz besonderen Art. Deutschland war im Fußballfieber. Die Wogen glätteten sich schnell und so machten wir uns auf den Weg, unser Schiff zu suchen. War recht einfach, denn den Mastenwald der Rahsegler kann man nicht übersehen.

Nachdem wir die Khersones betreten hatten, nahm ein Kadett unser Gepäck auf und verstaute es auf der Traineebrücke. Wir waren zu früh und man bat uns, in einer Stunde wieder zu kommen. Ich besichtigte während dieser Zeit den letzten der legendären Flying P-Liner, die Viermastbark Kruzenshtern. Tief beeindruckt, ich mochte kaum auftreten, begutachtete ich das neue Oberdeck. Stolz berichtete mir ein junge Kadett dass für 750.000 Euro vieles repariert wurde. Als ich das Schiff verließ vernahm ich ein Flüstern: "Grüße alle Windjammerfreunde, vergesst mich nicht und erspart mir ein Schicksal wie meinen Schwestern Pommern, Passat oder Peking". Na ja, ein bisschen Seemannsgarn sei wohl an dieser Stelle erlaubt.


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Zurück auf der Khersones stellte sich unsere Verbindungsoffizierin, Manuela Decker, kurz vor und zeigte uns unsere Kabine. Wir waren mehr als überrascht: Luxus pur. Diesen Komfort hatten wir nicht erwartet. Uns wurde aber auch gleich berichtet, dass vor kurzem Renovierungsarbeiten stattgefunden hatten und dass das Schiff auch schon mal anders ausgesehen hatte. Hier sei schon gesagt, wer auf einem Törn etwas mehr Komfort wünscht, ist auf der Khersones bestens untergebracht.

Nachdem wir am nächsten Morgen die Kieler Förde hinter uns ließen und der Lotse von Bord gegangen war, wurde es Ernst. Die Winde wehten günstig, der erste Segelalarm! Für die aktiven Trainees galt es erst einmal nur zuschauen und Abläufe studieren. Spätestens jetzt war auch dem Letzten klar, dass diese Reise keinen Kreuzfahrtcharakter haben würde, sondern dass man hier richtig zupacken kann, wenn man es denn will. Von Segelalarm zu Segelalarm wurden die Handgriffe, die der Bootsmann uns übertrug sicherer und so langsam verstanden wir auch die Funktion der vielen Taue. Die Unterrichtsstunden: Aufentern des Riggs, Segel- und Knotenkunde, die Manuela uns anbot, kamen uns in der Praxis sehr zu gute. (Jörn erhielt einmal ein anerkennendes Nicken vom Bootsmann als er die Gordings auf Anhieb richtig belegte)


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Für uns alle viel zu schnell erreichten wir Bornholm. Als wir an der Ostküste Bornholms hinaufsegelten, sollte uns ein weiteres Highlight geboten werden. Wir hatten ein Kamerateam vom NDR an Bord, und da die Winde günstig wehten, kam Kapitän Sukkina der Bitte des Teams nach und ließ alle Segel setzen. Wir Trainees kamen dabei erstmals richtig ins Schwitzen, denn jetzt wurde wirklich jede Hand gebraucht. Ein imposanter Anblick war unser Lohn.

Die Rückreise von Bornholm verlief ebenso wie die Hinreise. Häufig Segelalarm (oftmals auch nachts), Steuerwache, von Langeweile keine Spur. Ab dem Fehmarnbelt ging es dann aber unter Maschine zurück nach Kiel und am Morgen des 5.7.2002 machten wir am Stadtkai fest.


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Die gewonnenen Eindrücke und ein letzter Blick auf die Masten der Khersones während der Ausfahrt aus dem Bahnhof - unsere Entscheidung stand fest: Wir werden nächstes Jahr wieder auf einem großen Rahsegler anmustern.
 

Peter, Jörn und Lars Luckow

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