Ein wunderschöner Törn mit der "Lissi"

Am 12. Juli 2002 starteten die Windjammerfreunde Attila Berta, Horst Beyer, Kurt Danek, Walter Herglotz, Rudi Hierl, Sabine Hopmann, Helmut Kamml, Franz Scheipers und Günter Schipfel erwartungsvoll Richtung Stockholm zu einem Törn mit der Großherzogin Elisabeth, liebevoll "Lissi" genannt. Ein deutscher Dreimast-Topgaffelschoner, der 1909 in Amsterdam als "San Antonio" als erster Frachtsegelschoner mit Dieselmotor gebaut wurde. Nach wechselhafter Geschichte kam die Lissi 1982 nach Elsfleth, wo sie seit 1993 Eigentum des Schulschiffvereins ist. Hier dient sie dem seemännischen Nachwuchs als Internat und Ausbildungsstätte und sticht von dort von Ostern bis in den Herbst an Wochenenden und in den Ferien in See.  

Frühmorgens ging es mit dem Zug nach Hamburg, dort trafen wir auch auf André Hitzer und Steffen Rentsch sowie ca. 30 andere "Lissi"-Mitreisende. Auf die 15-stündige Busfahrt nach Stockholm hatten sich besonders Attila und Günther gefreut, aber durch einige Pausen, inkl. 2 Fährübersetzungen konnten wir unsere Beine zwischendurch glücklicherweise etwas vertreten. Gegen 7 Uhr am Samstag morgen waren wir am Ziel. Die "Lissi" lag noch verschlafen am Kai vertäut und nach einem kräftigen Frühstück in der gemütlichen Messe an Bord machten wir erstmal Stockholm unsicher. Ein Teil unserer Leute besuchte im Laufe des Tages das hochinteressante Vasamuseum. Aber auch sonst hat Stockholm einiges zu bieten. Mittags konnten wir dann unsere 2-3-Bett-Kabinen beziehen, die mit ihrer schönen Nasszelle und ausreichend Platz doch richtig Luxus bieten. Die über 90-jährige "Lissi" ist wirklich ein wunderschönes Schiff, das in einem hervorragenden Zustand ist und uns alle sehr wohl fühlen ließ. Besonders betont werden muss natürlich das hervorragende und reichliche Essen, mit dem uns unsere beiden Köche "Tschango" (Helmut) (von wegen "Fertigsoße"!!) und Ulf rundrum verwöhnten.


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Schnell spürten wir die gute und freundschaftliche Atmosphäre, die an Bord herrschte, und die die "Stammcrew" (alle ehrenamtlich tätig, Hand gegen Koje) und Gäste bald zusammenführte. Insgesamt waren wir 50 Leute (aller Altersklassen) an Bord. Es war sehr schön, dass auch unser Kapitän Hans-Uwe Janssen sehr kontaktfreudig war und uns Einiges über sein Schiff, den Segelschulverein und auch sonst viel Interessantes erzählte und auch den einen oder anderen Drink ausgab. Vielleicht kommt er sogar zu unserem Windjammerfreunde-Treffen im November.


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Für uns alle war es ein besonderes Erlebnis, dass man auf der Lissi auch mithelfen darf und sich an den Bordroutinen beteiligen kann (keine Pflicht). So ließen sich alle Windjammerfreunde hochmotiviert zur Wache einteilen und standen wie ein Einser zur Stelle, wenn es ums Auf- oder Abbacken (Tische decken und abräumen), Pantrydienst (Abwaschen), Segel setzen oder bergen, Rudergehen (Lieblingsaufgabe von Sabine), Ausguck, Brote für die nächste Wache schmieren, usw. ging. Besonders der "Hundewache" (0-4 h und 12-16 h) war es natürlich ganz recht, dass die Trainees im Hafen vom Wachdienst befreit waren und man auch mal die Nacht durchschlafen konnte.
 


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So stachen wir am Sonntag Morgen in See und fuhren bei sonnigem und windstillem Wetter durch die wunderschöne Stockholmer Schärenlandschaft.

Von Vorteil war es, dass auf dem Schiff alle deutsch sprachen und man die Steuerleute, Maschinisten, den Kapitän und die sonstigen Crewmitglieder, beliebig löchern konnte. Es gaben auch alle bereitwillig Auskunft und waren sehr geduldig uns nahezubringen, ob wir nun die Gordinge holen oder fieren sollen, ob wir am Fall oder an der Schot ziehen sollen und wie das laufende Gut nach den Segelmanövern klarzumachen ist.

Sehr beeindruckt haben uns auch die Seniorinnen, manche schon über 80 Jahre alt und schon teilweise 8 Mal auf der Lissi mitgefahren. Unerschrocken machten sie alles mit und unterstützten auch die Wache beim Auf- und Abbacken kräftig.

Am Montag Nachmittag liefen wir die schwedische Insel Gotland an. Die Hauptstadt Visby ist wirklich ein sehr nettes Städtchen und von der Schönheit der übrigen Insel konnten wir uns am nächsten Morgen überzeugen. Es wurde eine 3-stündige Busfahrt in den Norden der Insel organisiert, bei der uns unser schwedischer Reiseführer die wunderschöne Natur und Geschichte der Insel, auf sehr humorvolle und amüsante Weise mit vielen Anekdoten nahebrachte.


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Am Dienstag Mittag liefen wir wieder aus und am nächsten Tag kamen alle Abenteurer so richtig auf ihre Kosten. Wir ankerten vor der dänischen Insel Christiansö und wurden alle nacheinander mit dem Schlauchboot an Land gebracht. Wir kamen uns fast wie Piraten vor - es störte eigentlich nur der Außenbordmotor unseres Schlauchbootes, denn eigentlich hätte man wohl rudern müssen - als wir die kleine und wunderschöne Insel "in Besitz nahmen". Abgerundet wurde unser Abenteuer - wieder zurück auf dem Schiff - von einem Grillabend.

Donnerstag Morgen liefen wir dann den vorletzten Hafen, Rønne auf der dänischen Insel Bornholm an und ob des nahen Endes unserer Reise kam schon so etwas wie Wehmut auf.

Das Wetter war fast immer schön und sonnig, leider gab's sehr wenig Wind, so dass wir die Lissi nicht in voller Fahrt erleben konnten.

In der letzten Nacht auf See konnten wir nochmals die Weite des Meeres, die Ruhe auf dem in der Nacht doch fast menschenleeren Schiff, den Sonnenunter- und -aufgang und die letzte Nachtwache genießen, bevor wir am Freitag Nachmittag unser Ziel Warnemünde erreichten.  


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Auch Warnemünde ist ein sehr schönes Hafenstädchen und nach der letzten Nacht an Bord, einem Tagesausflug nach Rostock am Samstag und Abschied von Schiff und den Mitseglern reisten die Windjammerfreunde etwas traurig ab. Im bequemen Nachtzug ging's nach München, wo uns am Sonntagmorgen der Alltag wiederhatte.
 


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Es war wirklich ein sehr schöner Törn, der zu schnell verging und wie es Helmut in seiner "Dankesrede" am Ende der Reise so schön formulierte, sicher nicht unsere letzte Reise auf der Lissi war.
 

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