VERMISCHTES Mittwoch, 26. Juli 2000
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Gericht gibt russisches Segelschiff in Brest frei

Von Tomas Avenarius

Moskau – Das russische Schulschiff Sedov hat den französischen Hafen Brest verlassen, nachdem ein Gericht die Beschlagnahmung des Großseglers für unrechtmäßig erklärt hatte. Ein französischer Staatsanwalt hatte der Sedov vor einigen Tagen die Weiterfahrt untersagt. Das Schiff, eines der größten fahrenden Segelschiffe der Erde, war auf Einladung Frankreichs am 13. Juli zu einer Regatta anlässlich des französischen Nationalfeiertages nach Brest gekommen. Anlass für die in Russland und Frankreich äußerst umstrittene Aktion der örtlichen Staatsanwaltschaft war, dass die russische Regierung einem Schweizer Geschäftsmann etwa 120 Millionen Mark schuldet, worauf dieser vor einem französischen Gericht die Pfändung Moskauer Staatseigentums durchgesetzt hatte. Die Beschlagnahmung der Sedov hatte zu diplomatischen Verstimmungen zwischen Moskau und Paris geführt; das russische Parlament hatte die sofortige Freigabe des Schiffes gefordert. Der Schweizer Geschäftsmann muss gut 140.000 Mark Entschädigung an den Eigner des Schiffes zahlen. Die Sedov gehört der Universität der nordrussischen Stadt Murmansk.

Der Schweizer Geschäftsmann hatte Anfang der neunziger Jahre Lebensmittel nach Russland geliefert. Die russische Regierung kam ihrer Zahlungsverpflichtung aber nicht nach. Daraufhin setzte der Unternehmer in mehreren europäischen Ländern vor Gericht durch, dass Moskauer Staatseigentum beschlagnahmt werden könne, um die Schuld zu begleichen. Französische Gerichte hatten bereits einige russische Konten in Frankreich wegen der Schuldenaffäre einfrieren lassen. Moskau erkennt die Schulden nicht an.

 
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