Geschichte des Vereins


Windjammerfreunde München (gegr. 1989)

Als es im Jahre 1989 erstmals möglich war, als zahlender Mitsegler auf den damals noch unter der sowjetischen Flagge fahrenden Segelschulschiffen mitzusegeln, waren es nur eine Handvoll Liebhaber dieser Schiffe aus Bayern, die diese Gelegenheit sofort nutzten und einen Törn auf dem größten Windjammer der Welt, der heutigen russischen Viermastbark "SEDOV" buchten. Diese unsere erste Reise führte uns acht Tage lang durch die westliche Ostsee ohne einen Hafen anzulaufen. Das hieß damals Segeln pur rund um die Uhr.

Zurück in Bayern waren sich diese ersten "Trainees" auf einem sowjetischen Traditionssegler darüber einig, dass auch Anderen, an diesen herrlichen Schiffen interessierten Schiffsliebhabern, eine Reise auf diesen stolzen Seglern ermöglicht werden sollte. Was lag näher, als dieses Ziel im Rahmen einer Vereinsarbeit anzustreben. Das war die Geburtsstunde unseres gemeinnützigen Vereins (nicht e.V.) der "Windjammerfreunde München". Unserer Gruppierung gehörten zeitweise bundesweit bis zu 450 Mitglieder an. Viele hundert Windjammerfreunde sind seither auf den größten Segelschiffen der Welt auf allen sieben Ozeanen unterwegs gewesen und berichteten nach ihrer Rückkehr immer begeistert von diesen maritimen Abenteuern. Inzwischen segeln wir heute auf russischen, norwegischen, holländischen, französischen und natürlich auf deutschen Windjammern.

Diese Reisen auf traditionellen Rahseglern sind keine Kreuzfahrten mit Luxuskabinen, Swimmingpool, Kabinensteward und Captainsdinner, sondern hier handelt es sich um Reisen, auf denen man die Seefahrt längst vergangener Epochen neu- und nacherleben kann. Wir wohnen mit der Mannschaft oder den Kadetten in Unterkünften die mit bis zu 20 Mann/Frau belegt sind, nehmen unsere einfachen Mahlzeiten zumindest auf den russischen Segelschulschiffen in der Mannschafts- oder Kadettenmesse ein. Dafür erleben wir ein Abenteuer aus der Seefahrt des letzten Jahrhunderts, erfahren eine Kameradschaft zur See, wie man sie an Land nicht mehr findet, sind Teil der Besatzung, die sich an den täglichen Bordroutinen beteiligt, gehen auf manchen Schiffen die Seewache, stehen auf Ausguck oder halten am riesigen Ruder das Schiff auf Kurs. Viele unserer Freunde zieht es hinauf in schwindelerregende Höhen, in die z. B. 56 Meter hohen Masten der "Sedov", wo sie den Kadetten beim Setzen oder Bergen der 4.192 qm großen Segelfläche helfen (stets freiwillig). Alle ziehen auf diesen Schiffen an einem Strang, weil alle ein Ziel erreichen wollen. Niemand klinkt sich aus, weil sonst der Kamerad neben ihm seinen Part mitübernehmen müsste. Das Zusammenwirken von den mitsegelnden, zahlenden Trainees und der Stammbesatzung lassen im gemeinsamen Miteinander eine funktionierende Segelschiffscrew entstehen, die bei der Bewältigung der Bordroutinen, sowie der Naturgewalten das Schiff navigieren und handeln.

Am Ende einer jeden Reise ist da nur noch Freude und auch Stolz über einen gelungenen Segeltörn auf einem echten Windjammer zu spüren. Jedem Neuling, dem auf seiner ersten Reise Seebeine gewachsen sind, spürt machtvoll, dass er wieder an Bord eines Rahseglers, auf die Planken einer schwimmenden, maritimen Legende aus der Welt der Seefahrt zurückkehren wird. Und so kommt es, dass sich auf nahezu jeder Reise, auf jedem Windjammer, die Bordkameraden vergangener Segeltörns wiedersehen.

Die Mitsegler sind zwischen 14 und 70 Jahren jung, sportlich und gesund, kommen aus allen Berufen, sind Schüler und Studenten, Lehrer und Anwälte, Ärzte und Angestellte, Arbeiter und vereinzelt Hausfrauen. An Bord wird sich geduzt und die soziale Herkunft spielt im kameradschaftlichen Miteinander selbstverständlich keine Rolle. Alle Trainees (so werden wir an Bord genannt) werden gleich behandelt und Extrawürste sind ausgeschlossen. Vorrang hat auf den russischen Windjammern die Ausbildung der Kadetten der Marineakademien. Der Ablauf der praktischen Ausbildung dieser jungen Offiziersanwärter bestimmt die Aktivitäten der Mitsegler.

"Sprücheklopfer" und "Dampfplauderer" sind an Bord nicht erwünscht, weil hier nur die Tat und weniger das Wort das Handeln aller bestimmt.

Jedes Jahr segeln wir auf einem anderen Schiff. So kommt es, dass wir uns auskennen in der Welt der Windjammer und wir die Kameradschaft mit deutschen, russischen, norwegischen, holländischen und nicht zuletzt französischen Seeleuten kennen und schätzen gelernt haben, die wir immer wieder neu erfahren dürfen.

Rolf Siebel

Im Mai 2011 gab es einen Wechsel im Vorsitz des Vereins. Eckhardt Jahn hat Rolf Siebel abgelöst, der 22 Jahre den Verein mit viel Engagement geleitet hat. Nähere Infos könnt Ihr hier nachlesen ...mehr

Eckhardt Jahn

 

 

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